GenAI im Steuerrecht
Revolutionäre Chancen und Herausforderungen
Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz: Deutschlands Wirtschaft im Wandel
Die Künstliche Intelligenz ist in den deutschen Unternehmen auf dem Vormarsch und transformiert Prozesse sowie Arbeitsweisen. Ein Bereich, der besonders von den Fortschritten der Generativen Künstlichen Intelligenz (GenAI) profitieren kann, ist das Steuerrecht. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die vielversprechenden Möglichkeiten, die GenAI im Steuerwesen eröffnet.
"GenAI hat die Möglichkeit, ein Gamechanger im Rechts- und Steuerberatungsbereich zu sein. Es steckt noch in seinen Anfängen, aber das Potenzial ist klar erkennbar."
Björn Viebrock PwC Managing Partner, Leader Tax & Legal Solutions Germany
Risikominimierung und Compliance: GenAI als Wächter der Rechtskonformität
GenAI-Modelle haben das Potenzial, eine präzise Identifikation von steuerlichen Risiken zu ermöglichen und so zur Sicherstellung der Compliance beizutragen. Durch fortgeschrittene Analysen und Überwachungssysteme werden potenzielle Verstöße frühzeitig erkannt, was Unternehmen vor rechtlichen Konsequenzen bewahren kann.
Individuelle Beratung und Entscheidungsunterstützung: Maßgeschneiderte Lösungen durch GenAI
Die Beratung im Steuerrecht erreicht mit GenAI ein neues Niveau. Intelligente Modelle können auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Empfehlungen und Lösungen bieten. Dies unterstützt Unternehmen und Steuerberater:innen bei komplexen Entscheidungen, indem es fundierte Einblicke in die steuerlichen Auswirkungen liefert. Aktuell bietet PwC Deutschland über 80 maßgeschneiderte Lösungen zur Förderung von Digitalisierungsprozessen in Unternehmen, rund ein Drittel davon sind zugeschnitten auf den Steuer- und Rechtsbereich. Vom selbst entwickelten Whistleblower- and Ethics Reporting Channel bis hin zur Dokumentenmanagement-Lösung Document Tags, dem Tool Know Your Business Partner und den SAP® Global Trade Services gibt es eine Vielzahl von Produkten, welche Markt- und Technologietrends mit den individuellen Bedürfnissen von Unternehmen verknüpfen und sich modernster Technologie und Datenanalysen bedienen. Einige davon sind auch bei PwC Deutschland selbst in Verwendung, wie beispielsweise “Ci Pro”, ein selbstentwickeltes Tool zur automatisierten Vertragserstellung, oder Sightline, eine selbstentwickelte Kollaborations-Plattform, die Unternehmen einen 360-Grad-Blick auf ihre gesamten Steuerverpflichtungen bietet.


PwC Deutschland investiert in Technologien
In den kommenden drei Jahren hat PwC Deutschland Investitionen von 150 Millionen Euro in Künstliche Intelligenz geplant – und darüber hinaus auch in Qualitäts- und Risikomanagement sowie in die eigenen Mitarbeitenden. Im Fall von Generativer Künstlicher Intelligenz stehen allen Mitarbeitenden Upskilling-Programme zu zukunftsweisenden Technologien zur Verfügung, um sich mit den Möglichkeiten und einem verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie vertraut zu machen. Weiterbildungen und Upskilling werden aber auch für Unternehmen angeboten: So bietet die Rechts- und Steuerberatung von PwC bspw. Inhouse-Seminare zum Prompting (also dem gezielten Stellen von Fragen, um gewünschte Antworten oder Ergebnisse von einer künstlichen Intelligenz zu erhalten) im Rechtsbereich an. Zudem setzt PwC verstärkt auf Allianzen und Kooperationen mit Technologie-Partnern wie Microsoft, SAP, Salesforce, AWS und Workday, um Lösungen zu entwickeln, die Know-how aus Industrien, Funktionen, Anwendungen und Technologien bündeln. So gab PwC erst im Februar bekannt, dass es mit dem Berliner KI-Start-up traide AI Möglichkeiten des zollrechtlichen Datenmanagements weiterdenken möchte, um mit der Kombination aus technologiebasierten Lösungen und zollrechtlichem Know-How Zollprozesse für Unternehmen einfacher zu gestalten.


PwC und traide AI – ein KI-Tool und eine innovative Kooperation
Das Customs & International Trade Team von PwC Deutschland ist eine Partnerschaft mit dem Berliner KI-Startup traide AI im Bereich des zollrechtlichen Datenmanagements eingegangen. Diese strategische Zusammenarbeit zielt darauf ab, unseren Kunden mithilfe innovativer KI-Technologie einen Mehrwert hinsichtlich Zeitersparnis, Compliance und transparenter Prozesse zu bieten – ganzheitlich, von der Definition des Tarifierungsprojekts bis zur prozessualen Umsetzung der KI-generierten Ergebnisse aus zollrechtlicher Sicht. Im Fokus dieser Partnerschaft steht damit die Integration eines fortschrittlichen KI-Tools zur Warentarifierung in den bereits bestehenden Beratungsprozess von PwC im Rahmen zolltarifrechtlicher Angelegenheiten. Diese Lösung wird es betroffenen Unternehmen ermöglichen, Zolltarifnummern effizienter und präziser zu bestimmen. Dadurch werden Unternehmen in der Lage sein, die Herausforderungen im komplexen Umfeld des zollrechtlichen Datenmanagements besser und schneller zu bewältigen.
Zolltarifierung vereinfachen und optimieren Die Ermittlung einer Zolltarifnummer für importierte Waren ist ein entscheidender Aspekt in der Zollpraxis. Die Zolltarifnummer bildet primär die Grundlage für den anzuwendenden Zollsatz bei der Überführung der Waren in den freien Verkehr. Daneben ist die Warentarifnummer aber auch insbesondere im Hinblick auf die Höhe der Einfuhrumsatzsteuer, präferenzrechtliche Gesichtspunkte, warenbezogene Verbote und Beschränkungen, die Einhaltung einiger Exportkontrollgesetze oder die Bewertung der CBAM-Betroffenheit entscheidend. Die Entscheidungen und Ergebnisse in all diesen Zollbereichen und vielen weiteren hängen maßgeblich von der Zolltarifnummer des jeweiligen Produkts ab. traide AI hat ein KI-Tool entwickelt, das die Zolltarifnummer einer Ware präzise und automatisiert anhand ihrer Produktbeschreibung ermittelt und die Begründung für die Tarifierungsentscheidung handfest dokumentiert. Dies bietet für viele Unternehmen mithin eine gute Lösung, ihr bis dato oft manuelles Datenmanagement im Hinblick auf die Zolltarifierung zu vereinfachen und zu optimieren.
Herausforderungen und Konsequenzen der Zolltarifierung Der Prozess der Zolltarifierung ist aufgrund seiner Komplexität in der Praxis Fehler lastig. Die Analyse von Produktbeschreibungen, das umfassende Produktwissen, sowie die korrekte Anwendung der vielfältigen Tarifierungsvorschriften (Erläuterungen, Einreihungsentscheidungen usw.) und die umfassenden und regelmäßigen Änderungen der Vorschriften sowie die Behandlung von Ausnahmefällen und Massentarifierungen sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Unternehmen bei einer Warentarifierung gegenübersehen. Fehlerhafte Warentarifierungen sind keine Seltenheit, und die daraus resultierenden Konsequenzen können erheblich und vielfältig sein. Deshalb sollten sie keinesfalls unterschätzt werden. So kann eine fehlerhafte Ermittlung der Zolltarifnummer im Rahmen des Exportkontrollrechts (z.B. des Russland-Embargos) zu einem Verstoß gegen Ausfuhrbeschränkungen und mithin zu bußgeld- und auch strafrechtlichen Konsequenzen führen. Daneben können fehlerhafte Warentarifierungen dazu führen, dass verminderte Präferenzzölle nicht angewendet werden und mithin zu viel Zollabgaben gezahlt werden. Falsche Verzollungen von Waren bei der Überführung in den freien Verkehr aufgrund einer falschen Warentarifierung können Unternehmensprozesse verlangsamen und erschweren sowie zu unnötigen Streitigkeiten mit den Zollbehörden führen. Im schlimmsten Fall können Betroffene mit Bußgeldern und einem Schaden für die Unternehmensreputation konfrontiert werden.




Lösung mittels KI-Tools
Vor diesem Hintergrund und angesichts der Ressourcen-, Zeit- und Kostenintensität dieser Aufgabe stellt das nunmehr entwickelte Tool der traide AI eine willkommene Lösung dar. Das KI-Tool ermittelt die Zolltarifnummer einer Ware präzise und automatisiert anhand ihrer Produktbeschreibung und -beschaffenheit. Bei der Tarifierung jeder einzelnen Ware berücksichtigt die KI die relevanten Vorschriften, einschließlich verbindlicher Zolltarifauskünfte (vZTA), individueller Zollentscheidungen.
Anmerkungen, Erläuterungen und Ausnahmefälle Im Vergleich zur herkömmlichen Ermittlungsmethode bietet das KI-Tool eine Reihe von Vorteilen. Es weist separate Funktionalitäten für Massen- und Einzeltarifierungen auf und liefert neben der ermittelten Zolltarifnummer auch zusätzliche Begründungen für das Ergebnis. Dabei zieht es die relevanten Quellen heran, auf denen die Entscheidung basiert. Dadurch kann der Benutzer das Ergebnis besser nachvollziehen und bei Bedarf entsprechende Dokumente für Rückfragen und Audits bereitstellen. Das Tool ist stets auf dem neuesten Stand hinsichtlich Änderungen von Vorschriften. Die KI-Unterstützung durch traide AI ermöglicht mithin eine Zeitersparnis, verbessert die Effizienz des Prozesses und liefert gleichzeitig eine zuverlässige Ergebnisdokumentation. Das Customs & International Trade Team von PwC Deutschland kennt die Herausforderungen seiner Mandant:innen im Zollbereich. Seine zollrechtliche Expertise ergänzt das Produkt um eine rechtssichere und zielgerichtete Integration des Tarifierungsprozesses in die zollrechtliche Compliance des Unternehmens sowie in die operativen, zoll-, steuerrechtlichen und logistischen Prozesse. Die Kraft der Kooperation liegt somit in der Kombination der langjährigen Zollexpertise der PwC Expert:innen mit dem fortgeschrittenen KI-Model von traide AI.
Fazit Mit dem KI-Tool von traide AI zur Warentarifierung gehören zeitaufwendige und manuelle Prozesse der Vergangenheit an. Denn das Tool ermöglicht es Unternehmen, den Tarifierungsprozess zu automatisieren, ohne jedoch dabei auf eine Ergebnisdokumentation zu verzichten. Bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen stehen das Berliner Start-Up und das Customs & International Trade Team von PwC den Kunden gemeinsam zur Seite. Klingt spannend? Kontaktieren Sie uns gerne für eine Live-Demonstration des KI-Tools und lassen Sie sich von der Innovation überzeugen!


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2023 wird wohl in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem AI den Durchbruch hatte. Ich bin gespannt, welche Fortschritte und Quantensprünge wir 2024 erleben werden, insbesondere im Tax- und Legal-Bereich. Mir persönlich ist es wichtig, meinen Kolleg:innen bei PwC Tax and Legal Solutions zuzuhören, sich auszutauschen und auf Fragen einzugehen. Denn bei aller denkbarer Veränderung bin ich überzeugt: Wir sind und bleiben ein People Business. Es wird auch in Zukunft auf menschliche Entscheidungsfähigkeit, Erfahrung und ein zwischenmenschliches Vertrauensverhältnis ankommen. Getreu unserem Ansatz human-led & tech-powered.
Björn Viebrock PwC Managing Partner, Leader Tax & Legal Solutions Germany


Die Zukunft des Steuerrechts gestalten
GenAI verspricht, das Steuerrecht zu revolutionieren und Unternehmen sowie Steuerexpert:innen mit neuen Werkzeugen auszustatten. Die Herausforderung besteht darin, die Chancen zu nutzen, ohne die ethischen Grundsätze aus den Augen zu verlieren. Eine ausgewogene Integration von GenAI und menschlicher Expertise könnte den Weg für eine effizientere und gerechtere steuerliche Landschaft ebnen. In dieser spannenden Ära des Wandels ist die richtige Balance der Schlüssel zum Erfolg.

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Rahmen für KI in der EU
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben im Ausschuss der Ständigen Vertreter die Verordnung zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für Künstliche Intelligenz einstimmig gebilligt. Mit der KI-Verordnung setzt die EU den Rahmen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Europa. Die KI-Verordnung zielt darauf ab, Innovationen zu fördern, gleichzeitig das Vertrauen in KI zu stärken und sicherzustellen, dass diese Technologie in einer Weise genutzt wird, die die Grundrechte und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger der EU respektiert.
NIS-2-Richtlinie
Die NIS-2-Richtlinie („The Network and Information Security (NIS) Directive“) wurde am 27. Dezember 2022 im EU-Amtsblatt veröffentlicht und ist am 16. Januar 2023 in Kraft getreten. Sie regelt die Cyber- und Informationssicherheit von Unternehmen und Institutionen. Bis Oktober 2024 müssen die EU-Mitgliedsstaaten diese in nationales Recht überführen. In Deutschland existiert seit Juli 2023 ein Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums zur Umsetzung, bekannt als NIS-2-Umsetzungs- und Cybersicherheitsstärkungsgesetz (NIS-2UmsuCG).
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