Gastbeitrag

New Work

In letzter Zeit war ich mal wieder sehr dankbar, den Job auszuüben, den ich habe.

Warum? Ich habe mir beim Skifahren das vordere Kreuzband gerissen und bin nun auf Krücken und mit einer Schiene nur eingeschränkt mobil. So arbeite ich die meiste Zeit aus dem Bett, um das Bein hochlegen und kühlen zu können. Meinen Hund freut es, denn für ihn wirkt es wie Dauerkuscheln neben Frauchen.

Das Gute: Meine Projekte leiden darunter glücklicherweise wenig. Eine neue Podcastfolge kann ich von Zuhause aus aufnehmen, Mails aus dem Bett beantworten, Kund:innentermine virtuell wahrnehmen oder auch diesen Artikel hier im Liegen schreiben. Lediglich große Reisen für Events oder Speakings sind aktuell nicht möglich. Doch die starten meist eh erst später im Jahr.

Und während der letzten Tage wurde mir mal wieder bewusst, dass nicht jede Person die Möglichkeit hat, ihren Job vom Bett aus zu erledigen. Handwerker:innen auf Baustellen zum Beispiel können weder vom Homeoffice aus Fliesen verlegen oder Wände streichen. Sie hätten in meiner Situation vermutlich jetzt ein großes Problem.

Doch was alle Branchen gemeinsam haben: Sie können New Work Elemente in ihren Unternehmen umsetzen.

Dabei ist New Work mehr als Homeoffice oder die 4-Tage-Woche, auch wenn immer noch viele Menschen New Work mit Personen gleichsetzen, die wie ich den Großteil ihrer Aufgaben aus dem Homeoffice erledigen können.

Doch was bedeutet New Work?

New Work entwickelt Arbeit weiter, sodass wir erfülltere Menschen werden.

Das ist meine Definition, die auch in meinem im April erscheinenden Buch zu finden ist. Manche definieren New Work anders und da es keine einheitliche Definition gibt, ist dies auch vollkommen in Ordnung.

Um zu veranschaulichen, was zu New Work gehört, gebe ich gerne die Megatrend Map zum Zukunftsinstitut mit auf den Weg. Auf dieser wie eine U-Bahn-Map aufgebaute Grafik findet man insgesamt 26 zu New Work gehörige Punkte. Unter anderem Lifelong Learning. Anhand dessen zeige ich gerne, dass jedes Unternehmen New Work umsetzen kann.

Laut dem World Economic Forum werden sich 44 % der Kernkompetenzen, die Arbeitnehmende für die Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit brauchen, im Laufe der nächsten fünf Jahre aufgrund neuer Technologien und Anforderungsprofile verändern. Das bedeutet, wir müssen uns diese neuen Fähigkeiten aneignen, uns fachlich weiterbilden und unsere Kenntnisse erweitern, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können.

Das können Arbeitgebende fördern, indem sie Lifelong-Learning-Angebote zur Verfügung stellen: Einen Kurs über New Leadership während der Arbeitszeit besuchen, einen Workshop zu Künstlicher Intelligenz vom Unternehmen angeboten bekommen und in andere Abteilungen hineinschnuppern können – das alles sind Angebote, die Arbeitgebende machen können, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeitenden auf dem neuesten Stand sind.

Der Hauptgrund für die New Work Bewegung ist der Fachkräftemangel.

New Work und auch der Aspekt Lifelong Learning können dabei helfen, diese Fachkräftelücke zu schließen.

Zum Beispiel können Schulungen und Workshops angeboten werden, die den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich beruflich weiterzuentwickeln. Das steigert die Motivation und fördert das Engagement für das Unternehmen.

Ein besonders wichtiger und großer Vorteil von Lifelong Learning ist das sogenannte Employee Reskilling. Beim Reskilling handelt es sich um einen Prozess, bei dem Mitarbeitende neue Fähigkeiten erlernen, um innerhalb der Organisation in eine andere Arbeitsrolle zu wechseln. Quasi eine Umschulung.

So kann also eine Person, die normalerweise eine Position bekleidet, die wenig mit einer zu besetzenden zu tun hat, durch Reskilling neue Fähigkeiten erlernen und neue Aufgaben für neue Bereiche erlernen.

Viele offene Stellen in allen Unternehmen unseres Arbeitsmarkts müssen so nicht von externen Arbeitskräften besetzt werden, was für Unternehmen vorteilhafter ist, denn neue Mitarbeitende zu finden, kann schnell doppelt bis dreifach so teuer sein, als erfahrene Kolleg:innen und bestehende Mitarbeitende zu halten.

New Work bedeutet Individualität

Eine weitere Möglichkeit von Lifelong Learning ist Upskilling.

Upskilling meint hier keine Umschulung, um andere Positionen zu besetzen, sondern eine Weiterbildung, um neue Fähigkeiten für die aktuelle Position zu erlernen. Darüber hinaus werden manchmal auch Begriffe wie Sideskllling oder Multiskilling genutzt.

Was alle Begriffe gemeinsam haben: Den Lifelong Learning-Gedanken und die Bildung der Mitarbeitenden, um den Fachkräftemangel zu lösen, Fluktuation zu vermeiden und sie langfristig positiv an das jeweilige Unternehmen zu binden.

Wichtig ist, sich eine gewisse Neugier zu bewahren, den Wunsch, zu lernen, zu verfolgen und auch Angebote von Arbeitgebenden wahrzunehmen. Denn wir sind alle erwachsen und brauchen keine Menschen, die uns sagen, dass wir uns weiterbilden sollen. Das müssen wir schon selbst tun.

Was ich so großartig an New Work finde, ist die Individualität, die gefördert wird. Denn nicht zu jedem Unternehmen passen dieselben Benefits und so ist es wichtig, bei Neuerungen zunächst die Mitarbeitenden zu befragen, was sie sich wünschen, und nicht einfach neue Prozesse wie Up- oder Reskilling einzuführen.

Die richtige Kommunikation ist essenziell und ich blicke freudig in die Zukunft der neuen Arbeitswelt. Wir sind auf einem guten Weg und sollten nie damit aufhören, für uns und unsere Wünsche einzustehen. Mehr dazu in meinem New Work Buch. Viel Spaß beim Lesen!
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Kira Marie Cremer

Kira Marie Cremer ist Gründerin von QUINGS, Host des Podcasts New Work Now, Speakerin und angehende Autorin. Als eine der bekanntesten New Work Stimmen auf LinkedIn begeistert die Wahlhamburgerin auf Social Media und in ihrem Podcast ihre Leser:innen und Hörer:innen.

Kira Maries Mission ist es, die Entwicklung der Arbeitswelt positiv zu beeinflussen, Menschen zu ermöglichen, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen und ihre Learnings zu teilen. Besonders die Entwicklung junger Menschen liegt ihr am Herzen, was ihre 2,5jährige Tätigkeit als Dozentin positiv beeinflusst hat.

Als Regisseurin stand sie viele Jahre in Kontakt mit Deutschen Konzernen, wie Porsche, Deutsche Telekom, LBBW oder auch PwC. Darüber hinaus spricht sie offen über ihre Depression, mentale Gesundheit und gibt Tipps und Tricks, damit andere Menschen diese Erfahrung nicht machen müssen.

Ihr im April erscheinendes New Work Buch ist ideal für den Einstieg in das recht komplexe Thema geschrieben und besonders für diejenigen gedacht, die bisher wenige Berührungspunkte damit hatten.

Vorbestellbar ist das ca. 100-seitige Buch jetzt schon.

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PwC Studie: Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Verbindung von Work und Vacation, also ein zeitlich begrenzter Auslandsaufenthalt, in dem sich Phasen der Erholung mit Phasen der normalen beruflichen Tätigkeit abwechseln, ist der aktuelle Trend am New-Work-Horizont. Für unsere Studie wollten wir wissen, wie deutsche Arbeitnehmer:innen auf das Thema blicken.

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