PwC Studie
Steuerliche Transparenz
Wie steht es um die steuerliche Transparenz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung großer Konzerne weltweit?
Unternehmen und ihre Steuerzahlungen stehen weltweit im Rampenlicht. Mit der Studie zur Steuertransparenz im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung möchte PwC zur Entwicklung einer klaren und soliden Berichterstattung beitragen. In steigender Bereitschaft berichten Unternehmen zu ihrer Steuerstrategie. Quantitative Angaben - wie ein Public CbCR oder eine Total Tax Contribution - nicht nur von den Vorreitern, sondern in breiter Anwendung werden für kommende Berichtszeiträume erwartet. Bereits im 3. Jahr in Folge veröffentlicht PwC eine Studie über die steuerliche Transparenzberichterstattung und 2023 auch erstmals international.
Länder
Führende börsennotierte Unternehmen
Untersuchte Rahmenwerke
Die Studie vergleicht die steuerlichen Offenlegungen von insgesamt 269 führenden börsennotierten Unternehmen in Österreich, Brasilien, Deutschland, Irland, Südafrika, Spanien, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich (UK). Außerdem zeigt sie regionale Unterschiede, Schwerpunkte und Trends in der Steuertransparenzberichterstattung auf.
Die Ergebnisse zeigen: länderübergreifend werden wesentlich mehr qualitative als quantitative Vorgaben erfüllt. Im Ländervergleich sticht außerdem heraus, dass europäische Unternehmen vermehrt ein Public Country-by-Country Reporting veröffentlichen, während in UK sowie Südafrika und in Spanien stattdessen zusätzlich eine Total Tax Contribution berichtet wird.
Die vier Hauptthemen im Überblick

„Die steuerliche Transparenzberichtserstattung ist zunehmend verbreitet und wird mittlerweile vorausgesetzt.“
Prof. Dr. Arne Schnitger, Partner PwC Germany
Unternehmen müssen zunehmend nachweisen, wie ihr Steuerkonzept und ihre Steuerpraxis mit ihren ESG-Zielen und der globalen Agenda für eine nachhaltige Entwicklung im Einklang stehen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Steuern und Nachhaltigkeit sowie eine klare und konsistente Kommunikation mit den Stakeholdern. Unser Kollege Prof. Dr. Arne Schnitger ist spezialisiert auf die Beratung nationaler und internationaler Konzerne und hat mit seiner Expertise dazu beigetragen, dass die Studie eine wertvolle Quelle für Unternehmen geworden ist, die ihre Berichterstattung in puncto Steuer- und Nachhaltigkeitsfragen verbessern möchten. Wir wollten von ihm wissen, welche Folgen die fortschreitende globale Verankerung des Themas Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringt.
Was bedeutet es für Unternehmen, dass das Thema Nachhaltigkeit zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit steht? Arne Schnitger: Mit der fortschreitenden globalen Verankerung des Themas Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft hat auch die Debatte um unternehmerische Steuerstrategie an Fahrt aufgenommen. In der Folge sind immer mehr Unternehmen von strengeren steuerlichen Berichtspflichten betroffen. Für sie stellt sich deshalb die Frage, wie sie auf diese Entwicklung reagieren sollen. Wenn sie sich dafür entscheiden, transparenter zu agieren, ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung ein geeignetes Mittel. Zusätzlich signalisieren Unternehmen damit ihre Bereitschaft, nicht nur die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten, sondern darüber hinaus weitere Interessen aller Stakeholder zu berücksichtigen. Zum Beispiel, indem sie über gezahlte Steuern oder die eigene Steuerstrategie berichten. Warum werden Steuerinformationen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung immer wichtiger? AS: Aufgrund der Bedeutung der Nachhaltigkeit wurden globale Nachhaltigkeitsziele formuliert, bei deren Erreichen auch steuerliche Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Sie sollen Anreize schaffen, Verhaltensweisen zu ändern. Außerdem sollen sie als Treiber für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen eingesetzt werden. Auch der sogenannte europäische Green Deal, der das Ziel hat, bis 2050 klimaneutrales Wirtschaften zu erreichen, räumt der Steuerpolitik auf dem Weg zu einem umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Wachstum eine entscheidende Rolle ein. Warum kann das Außerachtlassen von Nachhaltigkeitsthemen steuerliche Nachteile bergen und warum braucht nachhaltige Entwicklung Steuern? AS: Steuern können ein wichtiges Instrument zur Steuerung des Verhaltens sein. Um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit also nicht aus den Augen verlieren und in eine Gesamtstrategie integrieren. Welche Bedeutung hat das Nachhaltigkeitsreporting für die Betriebsprüfung? AS: Für die Betriebsprüfung bedeuten die neuen Vorgaben, dass Unternehmen neben der finanziellen Performance künftig verstärkt auch anhand der nichtfinanziellen Kennzahlen bewertet werden. Das heißt: eine rein finanzorientierte Steuerung reicht nicht mehr aus. Vielmehr geht es darum, auch nachhaltigkeitsbezogene Informationen zur Verfügung zu stellen und hierzu jederzeit Auskunft geben zu können.
Die vier Rahmenwerke für die Nachhaltigkeits- berichterstattung im Überblick

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Steuern und ESG und was bedeutet Steuertransparenz ganz konkret?
Auch im Zusammenhang mit ESG-Vorgaben sind Steuern entscheidend. Denn der Umgang mit Steuern ist ein Indikator für den sozialen Beitrag eines Unternehmens – und steht damit für das „S“ in ESG. Im Fokus steht dabei die Frage, welche Auswirkungen die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens auf Umwelt und Öffentlichkeit hat und wie das Thema die Geschäftsmodelle beeinflusst. Mit genau diesen Aspekten beschäftigt sich Rainer Kroker. In seiner Rolle als Sustainability Leader bei PwC Germany koordiniert er die Vernetzung über alle Kompetenzbereiche, um Kunden ganzheitlich zu allen Fragen im Nachhaltigkeitsbereich zu beraten. Mit einem klaren Fokus darauf, dass Nachhaltigkeit nicht nur als Reportingfunktion, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie und -steuerung betrachtet werden sollte, setzt er sich – zusammen mit seinem Sustainability Services Team – dafür ein, dass wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und nachhaltiges Handeln gemeinsam gedacht werden. Wir haben ihn gefragt, warum die Integration nachhaltiger Praktiken für Unternehmen inzwischen so entscheidend ist und wie die steuerliche und die rechtliche Beratung von der Nachhaltigkeitsagenda beeinflusst werden.
Warum ist die Integration nachhaltiger Praktiken heute für Unternehmen so entscheidend, und wie hat sich dieses Bewusstsein in den letzten Jahren entwickelt? Rainer Kroker: Unternehmen müssen nicht mehr nur finanziell erfolgreich sein, sondern auch soziale und ökologische Verantwortung übernehmen. In den letzten Jahren hat sich ein Bewusstseinswandel vollzogen, da Stakeholder zunehmend nach transparenten und nachhaltigen Geschäftspraktiken verlangen. Zudem steigt der regulatorische Druck auf Unternehmen. So wird beispielsweise die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung – insbesondere durch die CSRD – in Zukunft immer wichtiger und begibt sich mit der klassischen Finanzberichterstattung zunehmend auf ein Level. Unternehmen müssen Nachhaltigkeit ganzheitlich in ihre strategische Ausrichtung und ihr Geschäftsmodell integrieren – das erfordert Veränderungen auf allen Ebenen: bei Daten und Prozessen, Produkten und Dienstleistungen sowie der Unternehmenskultur. Diese Transformation ist strategisch wichtig, um langfristige Wertschöpfung, die Wettbewerbsfähigkeit und Finanzierung der Unternehmen sicherzustellen.
Welche thematischen Trends identifizieren Sie derzeit verstärkt bei Ihren Kunden?
RK: Je nach Unternehmensgröße und Branche variieren die Themen, mit denen unsere Kunden konfrontiert sind. Vieles ist derzeit getrieben von der Regulierung. Gleichzeitig ist die digitale Transformation stark mit der Nachhaltigkeitstransformation verbunden. Wir raten unseren Kunden, nicht nur proaktiv auf steigende regulatorische Anforderungen zu reagieren, sondern bereits heute ihre Perspektive zu erweitern, um langfristige Vorteile zu sichern. Es geht um eine pragmatische Balance zwischen Regulierung, aktueller wirtschaftlicher Notwendigkeit und strategischer Weitsicht.
Mit Blick auf unsere Projekte stellen wir vor allem neun Themenschwerpunkte fest:
- Sustainable Finance
- Nachhaltigkeitsberichterstattungsberatung und -prüfung (CSRD-Richtlinie, ESRS-Standards, Wesentlichkeitsanalsyse, GAP-Analyse)
- Net Zero, Klimawandel und Dekarbonisierung
- Energy-Transformation
- Nachhaltigkeitstransformation (z. B. Nachhaltigeitskommunikation, Biodiversität)
- Sustainability Products, Services & Value Chain (z. B. EUDR, LkSG, Sustainable Supply Chain, Sustainable Innovation, Circular Economy)
- Sustainability Data & Technology
- Sustainable Governance & Compliance (z. B. DCGK, CSDDD)
- Social Sustainability & Digital Ethics (z. B. Corporate Digital Responsibility [CDR], Environmental-Compliance-Managementsystem [ECMS])
Wie beeinflusst die Nachhaltigkeitsagenda die steuerliche und rechtliche Beratung?
RK: Die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und den steuerlichen sowie rechtlichen Aspekten von Unternehmen wird durch die Berichterstattung gemäß CSRD und des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) weiter gestärkt. Nachhaltigkeitsbemühungen beeinflussen nicht nur die Compliance, sondern bieten auch Chancen zur Steueroptimierung. Steuerliche Anreize können ein Schlüssel sein, um Unternehmen bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken zu motivieren. Dies betrifft:
- energie- und klimarechtliche Fragestellungen,
- Energie- sowie Umsatzsteuern und Zölle,
- die Identifikation und Beantragung von Finanzierungs- und Fördermitteln,
- Beihilfen und Subventionen,
- Verrechnungspreismodelle aber auch die Anforderungen von CBAM und Pillar II.
Die Integration von Nachhaltigkeitszielen in steuerliche und rechtliche Strategien hat nicht nur das Potenzial das Unternehmensimage zu stärken, sondern auch langfristig finanzielle Vorteile zu schaffen. Es ist entscheidend, diese Verbindungen zu verstehen und strategisch zu nutzen. So lässt sich eine ganzheitliche und nachhaltige Unternehmensführung gewährleisten.

Ihr Team für Nachhaltigkeitsberatung
Mehr als 50 Sustainability Partner:innen & Direktor:innen mit ihren Teams beraten zu allen Facetten einer nachhaltigen Unternehmensführung. Von den unterschiedlichen strategischen Implikationen des Klimawandels über die Bewertung von gesellschaftlichen Auswirkungen bis hin zur Umsetzung der Anforderungen an eine nachhaltige Finanzwirtschaft.

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Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
Wie steht es um die Einhaltung von Menschen- und Umweltrechten in Ihrer globalen Lieferkette? Haben Sie angemessene Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz etabliert? Wie proaktiv geht Ihr Unternehmen mit Wertstoffen und Abfällen in der Produktion um? Mit diesen und weiteren Fragen rund um die Achtung der Menschen- und Umweltrechte müssen sich Unternehmen aller Branchen und Supply Chain-Stufen ab sofort im Detail beschäftigen, um ihren Sorgfaltspflichten in den globalen Wertschöpfungsketten nachzukommen.
Corporate Sustainability Reporting Directive
In naher Zukunft dürften sich immer mehr CEOs dazu entschließen, sich intensiv mit den strategischen und finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeit zu befassen. Der Grund ist ein neuer Berichtsstandard der Europäischen Union: die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sogenannte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Diese hat das Potenzial, die Agenda für Wertschöpfung in Unternehmen komplett umzukrempeln.
EU beschließt Lieferkettengesetz
Am 1. März 2024 haben die 27 EU-Staaten für die Lieferkettenrichtlinie gestimmt. Unternehmen müssen in Zukunft über ihre gesamte Lieferkette hinweg sicherstellen, dass Standards wie das Verbot von Kinderarbeit und Ausbeutung eingehalten werden. Betroffen von der Lieferkettenrichtlinie sind Unternehmen mit einer Größe ab 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Umsatz von 450 Millionen Euro pro Jahr – nach einer Übergangsfrist von fünf Jahren.
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